Ich wollte schon seit geraumer Zeit die Kategorie „Lesemonate“ für meinen Blog einführen, da ich einfach aus Zeitmangel nicht alle Bücher einzeln rezensieren kann und mich deshalb für gewöhnlich auf die Rezensionsexemplare beschränke, was ich aber sehr schade finde. Daher schwirrte mir immer wieder das Stichwort „Lesemonat“ im Kopf herum, welche ich persönlich auf Youtube immer sehr gerne sehe, da in diesem Format kurz und bündig die Meinung über alle gelesenen Bücher eines Monats geäußert werden kann. Hier also mein bescheidener Versuch der Zusammenfassung eines sehr erfolgreichen Lesemonats ;)
Begonnen hat der Januar – und damit auch das Jahr 2016 – bei mir mit „Himmel und Hölle“ von Malorie Blackman, ein Buch, das mich direkt umgehauen hat. In diesem Jugendroman lernen wir die junge Alpha Sephy, Tochter eines bedeutenden Politikers und Verfechters der Rassentrennung, und ihren seit jeher besten Freund Callum kennen, der seinerseits zu den Zeros und damit zur untergeordneten Gesellschaftsschicht gehört. Trotz aller Widrigkeiten haben sich die beiden geschworen, dass sie sich ihre tiefe Freundschaft durch nichts und niemanden verbieten lassen werden. Doch schon bald müssen sie feststellen, dass der Rassismus sehr viel weitreichendere Auswirkungen hat, als sie sich jemals vorstellen konnten. Dass der Hass zwischen den beiden Klassen sehr viel tiefer verwurzelt ist, als sie angenommen hatten und dass ihre Freundschaft absolut keine Chance hat, offiziell geduldet zu werden. Ich würde hier unbedingt dazu raten, sich vor dem Lesen KEINE Rezensionen zu diesem Buch anzusehen, denn Malorie Blackman hat einen simplen aber unglaublich wirkungsvollen Twist eingebaut, der einem, sofern man nicht darauf vorbereitet ist, wirklich sehr zu denken gibt. Mich hat dieses Buch emotional sehr mitgenommen, es ist (leider) sehr realistisch und in dieser Authentizität eben auch brutal, es wird nichts beschönigt, nichts ist darauf ausgelegt, was der Leser lesen möchte, sondern danach, was realistisch ist. Bleibt noch zu sagen, dass dies der erste Band einer Trilogie ist, man könnte es aber auch als Einzelwerk lesen. Ich werde die weiteren zwei Bände aber auf jeden Fall noch lesen! 5 Sterne
Als nächstes habe ich zu meinem verspätet eingetroffenen Weihnachtsgeschenk gegriffen: Sebastian Fitzeks „Der Nachtwandler“. Von einem Fitzek war ich bisher noch nie enttäuscht, auch wenn ich (wie viele andere) mit gemischten Gefühlen sehe, in welch rasantem Tempo er in letzter Zeit seine Thriller auf den Markt bringt. Viele sprechen schon von Fließbandarbeit und bemängeln einen daraus resultierenden Qualitätsverlust. Ich kann mich zu seinen neusten Werken noch nicht äußern, da ich sie noch nicht gelesen habe. Wie dem auch sein, „Der Nachtwandler“ hat mich jedenfalls absolut nicht enttäuscht! Leon litt in seiner Kindheit an immensen Schlafstörungen, wobei er während seiner nächtlichen Ausflüge sogar gewalttätig wurde. Seit diesen beängstigenden Ausschreitungen und der anschließenden psychiatrischen Behandlung sind nun schon viele Jahre vergangen. Doch dann verschwindet seine Frau spurlos und Leon glaubt nicht, dass sie ihn einfach so verlassen hat. Voller Angst, er könnte ihr im Schlaf etwas angetan haben, beschließt er, seine nächtlichen Aktivitäten mithilfe einer Kopfkamera zu überwachen. Als er am nächsten Morgen dann das Videomaterial sichtet, offenbaren sich ihm ganz neue Abgründe… Ich mag einfach Sebastian Fitzeks Schreibstil, die zahlreichen Wendungen und Wirrungen, die er immer sehr gekonnt einbaut und die einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen lassen. Immer wieder gerne! 5 Sterne
Dann habe ich mit „Ruf der Erinnerung“ den fünften und einige Bücher später mit „Tag der Rache“ auch den sechsten und letzten Band der „Ghostwalker“-Serie von Michelle Raven gelesen. Diese Gestaltwandler-Reihe mag ich prinzipiell sehr gerne, muss aber auch sagen, dass die Geschichte meiner Meinung nach ein wenig zu sehr in die Länge gezogen wurde. So ergaben sich für mich einige logischen Schwächen, die der übermäßigen Dramatik geschuldet sind, die notwendig war, um die Geschichte noch ein, zwei Bände fortzuführen. Außerdem frage ich mich bei derartigen Romance-Büchern immer, wie die Paare nach einem einzigen „intensiven“ Blick und drei gewechselten Worten (Extremsituationen hin oder her) immer gleich von Liebe sprechen können und auch die obligatorischen Liebesszenen gleichen sich doch sehr. Im letzten Band war das Konzept für mich dann doch ein wenig ausgereizt. Schade, denn die Grundidee und der Schreibstil haben mir eigentlich sehr gefallen und ich werde mich auch mal an ihren anderen Reihen versuchen. Band 5 hat von mir noch 4 Sterne bekommen, für Band 6 hat es dann nur noch zu 3 Sternen gereicht.
Auch S.J. Watsons groß gefeiertes „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“ konnte mich leider nicht vom Hocker hauen, auch wenn die Geschichte unglaublich viel Potenzial birgt. Als Christine aufwacht, findet sie sich neben einem fremden Mann wieder. Einem älteren Mann noch dazu. Sie hat keinerlei Erinnerungen daran, wie sie in seinem Bett gelandet ist. Als sie im Badezimmer in den Spiegel schaut, kann sie nicht fassen, wer ihr da aus dem Spiegelbild entgegenblickt: eine mehr als zwanzig Jahre ältere Version ihrer selbst! Und was sollen die Fotos von ihr und diesem Mann an der Wand? Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem angeblich Fremden um ihren Ehemann Ben, der ihr Tag für Tag wieder erklären muss, wer sie selbst ist, der sie immer wieder aufs Neue durch das Haus und ihre Vergangenheit führen muss, denn jede Nacht, verliert sie fast all ihre Erinnerungen. Doch dann findet sie ein Tagebuch, beschrieben in ihrer eigenen Handschrift, das ihr Dinge enthüllt, die Ben ihr vorenthält… Die Idee zu diesem Thriller ist wirklich genial. Wem kann man trauen, wenn man sich selbst an nichts erinnert und den Aussagen der anderen vollkommen ausgeliefert ist? Dieses Szenario kann einem schon einen ordentlichen Schauer über den Rücken jagen. Doch mich konnte das Buch einfach nicht richtig packen, die Spannung konnte sich nicht recht aufbauen und die aus naheliegenden Gründen täglich auftauchenden Wiederholungen hätten meiner Meinung nach lieber ein wenig spärlicher gesät sein dürfen. So bringt es dieser Thriller in meiner Bewertung leider nicht auf mehr als 3 Sterne.
Ganz anders verhielt es sich mit Rainer Löfflers „Blutdämmerung“! Nachdem ich von „Blutsommer“ bereits hellauf begeistert war, habe ich mich schon wahnsinnig auf diesen zweiten Band gefreut. Und was soll ich sagen? Auch dieser Thriller war wieder der absolute Hammer! Martin Abel, der beste Fallanalytiker, den das LKA Stuttgart zu bieten hat, wird zu einem neuen Fall nach Köln gerufen. In einem See stoßen zwei Hobbytaucher auf die Leiche einer jungen Frau in einem Hochzeitskleid. Als die Polizeitaucher die Leiche bergen, finden sie am Grund des Sees noch vier weitere tote junge Bräute… Neben dem fantastischen Schreibstil, der zu keinem Zeitpunkt abflauenden Spannung, die unter anderem auch den unheimlich gekonnt gelegten falschen Fährten zu verdanken ist, bestechen Löfflers Thriller auch besonders durch die beiden Hauptpersonen: Martin Abel und Hannah Christ sind zwei sehr authentische, sehr sorgfältig ausgearbeitete Charaktere, die durch ihre Ecken und Kanten sehr viel Charme erhalten und unglaublich liebenswürdig sind. Eine kleine Warnung sei jedoch ausgesprochen: Wer ein Problem mit detailliert geschilderten, blutigen Szenen hat, der sollte bei Rainer Löffler ein bisschen vorsichtig sein. Sie sind zwar nicht im Übermaß vorhanden, aber es gibt sie doch. Wer Vorbehalte gegenüber deutschen Thrillerautoren hat, sollte es mal mit Rainer Löffler versuchen! Bitte mehr davon!! 5 Sterne
Jeden Monat darf auch mindestens eine Biografie nicht fehlen. Diesmal fiel die Wahl auf „Fucking Berlin – Studentin und Teilzeit-Hure“ von Sonia Rossi. In diesem Buch schildert die junge Italienerin, wie sie, um ihren Lebensunterhalt zu sichern und ihr Mathematikstudium finanzieren zu können, in die Prostitution gerät. Wer hierbei auf freizügige Szenen hofft, der wird enttäuscht sein, denn Sonia Rossi geht, was die Interaktion mit den Freiern angeht, nicht ins Detail, was auch absolut nicht sein muss. Dennoch stellt sich bei der Lektüre recht schnell ein „Alltagstrott“ ein, denn sie verliert sich teilweise ein wenig in immer gleichen Schilderungen. Da wäre beispielsweise ihre Unzufriedenheit über die Faulheit und das mangelnde Engagement ihres jungen Ehemannes, etwas zu ihrer Haushaltskasse beizusteuern, wobei man sich als Außenstehender fragt, wieso sie diesen Kerl so lange ertragen konnte. Das mag vielleicht an jugendlicher Naivität, an der sprichwörtlichen Blindheit durch Liebe oder auch an dem Gefühl der Einsamkeit in einem fremden Land liegen. Man weiß es nicht, aber bei dieser sonst so gar nicht auf den Mund gefallenen jungen Frau, die in Anbetracht ihres anspruchsvollen Studiums eigentlich auch nicht auf den Kopf gefallen sein sollte, ist es doch ein wenig verwunderlich. Ich möchte mir nicht anmaßen, über das Leben oder die Entscheidungen anderer Menschen zu urteilen, man steckt eben nicht drin, wie es so schön heißt. Ich kann lediglich den Schreibstil bewerten, und wie mir das Buch insgesamt gefallen hat. 3 Sterne
Darauf folgte einer meiner persönlichen Lieblingsautoren und ein absoluter Geheimtipp! John Hart erschafft in seinen Büchern immer eine Wahnsinnsatmosphäre und ich kann seine Werke nur wärmstens empfehlen. Mit „Das letzte Kind“ habe ich nun meinen dritten Thriller des amerikanischen Autors gelesen und damit habe ich leider nur noch ein einziges Buch, sein Erstlingswerk, vor mir. Wie es aussieht erscheint sein nächstes Buch im Mai in Amerika und ich hoffe so sehr, dass die Übersetzung nicht allzu lange auf sich warten lässt und er noch viele, viele weitere Bücher schreiben wird! Nun aber zu „Das letzte Kind“: Der 13-jährige Johnny hat die Hoffnung, seine Zwillingsschwester Alyssa lebend wiederzufinden, noch nicht aufgegeben. Vor einem Jahr wurde sie entführt und seitdem durchforstet er systematisch die Stadt nach irgendeinem Zeichen über den Verbleib seiner geliebten Zwillingsschwester. Seit Alyssas Verschwinden ist Johnnys Leben komplett zusammengebrochen. Sein Vater hat die Familie verlassen, seine Mutter ist kaum mehr ansprechbar und den Misshandlungen ihres neuen Lebensgefährten ausgesetzt, den Johnny zutiefst verachtet. Detective Clyde Lafayette Hunt, der damals mit dem Fall betraut war, fühlt sich auch heute noch schuldig und für das Wohlbefinden des kleinen Jungen und seiner Mutter verantwortlich. So hat er immer ein Auge auf Johnny, auch wenn seine eigene Familie an dieser Obsession zerbricht. Ich liebe, liebe, LIEBE diesen Autor einfach! Er zaubert immer eine wahnsinnig vielschichtige, dabei hochspannende Geschichte aufs Papier, alles verpackt in einen grandiosen Schreibstil. Absolut genial! 5 Sterne
„Fette Vögel gehen öfter fremd – Skurrile Erkenntnisse aus der Welt der Wissenschaft“ ist ein nettes Buch für zwischendurch. Gunther Müller hat in diesem unterhaltsamen kleinen Büchlein die skurrilsten Studien zusammengetragen, die die Wissenschaft aus aller Welt zu bieten hat. Durch die durchweg wirklich sehr kurz gehaltene Darstellung der einzelnen Studien ist dies die perfekte kurzweilige Lektüre für zwischendurch, um Wartezeiten zu überbrücken, sich Bus- und Bahnfahrten zu verschönern, fürs stille Örtchen ;) – was auch immer. 4 Sterne
Im Anschluss konnte ich eine weitere Reihe beenden: Mit „Verwesung“ habe ich endlich den vierten und finalen Band der David-Hunter-Reihe von Simon Beckett gelesen. Der geständige Dreifachmörder Jerome Monk soll die Ermittler zu den im Moor befindlichen Gräbern seiner Opfer führen, damit die sterblichen Überreste endlich geborgen werden können und den Familien ein gewisses Maß an Frieden und Abschluss zuteil werden kann. Simon Beckett soll die Bergung unterstützen. Doch Jerome Monk, der das Moor wie seine Westentasche kennt, gelingt die Flucht und die Nachricht seiner Flucht versetzt die Anwohner in Angst und Schrecken. Nachdem ich diese Reihe bisher unglaublich toll fand, kam dieser vierte Band meiner Meinung nach leider nicht ganz an seine Vorgänger heran. Ich lerne einfach unglaublich gerne neue Dinge, besonders, wenn es um Medizin/Biologie/Forensik/Psychologie usw. geht. Diesmal gab es aber leider nur sehr spärliche Informationen über Entomologie, was ich sehr, sehr schade fand und auch die Geschichte nahm zu Beginn nicht so richtig an Fahrt und Spannung auf. Gegen Ende konnte es mich dann doch noch packen, insgesamt bleibt dieser vierte Band aber hinter seinen Vorgängern zurück. 4 Sterne
Abschließend habe ich noch „Der Gesang der Orcas“ von Antje Babendererde gelesen. Antje Babendererde entführt in ihren Jugendbüchern immer in die Welt der Indianer und geht gleichzeitig sehr einfühlsam die Probleme junger Heranwachsender auf der Suche nach sich selbst an. Dieses Mal geht es um die junge Sofie, die ihren Vater, einen begnadeten Fotografen, auf seiner Reise nach Nordamerika begleiten soll. Nach dem Tod ihrer Mutter, die ihre absolute Vertrauensperson war, fühlt sich Sofie sehr einsam und verloren. Ihr Vater war aufgrund seiner zahlreichen Aufträge in aller Welt häufig nicht zuhause und auch dieses Mal hat Sofie den Eindruck, ihr Vater wolle sie nur mitnehmen, um sein schlechtes Gewissen zu besänftigen. Kaum sind sie an ihrem Ziel angekommen, ist Sofie auch schon gefangen von der rohen Küstenlandschaft, den majestätischen Orcas, die sie in freier Wildbahn beobachten kann und natürlich den Makah-Indianern, unter denen sie in dem jungen Javid schnell einen Freund findet. Ich mag Antje Babendererdes Jugendromane sehr und in diesem Fall hat mich alleine der Titel schon sehr angesprochen. Schon als Kind war ich absolut fasziniert von den wunderschönen Orcas und spätestens seit Free Willy habe ich auch eine Schwäche für die Sagen der Indianer. Es gab allerdings in diesem Fall auch eindeutig Parallelen zur Geschichte von Free Willy, nicht in extremem Ausmaß, aber ich habe mich doch an der einen oder anderen Stelle daran erinnert gefühlt. Nichtsdestotrotz ein tolles Jugendbuch, das ich sehr gerne gelesen habe. 4 Sterne