IM ÜBERBLICK:
Genre: Thriller
Seiten: 576 Seiten
Preis: € 9,99
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3548286396
Erschienen am: 5. Dezember 2014
Zum Buch:
„Engelsgleich“ ist der vierte Fall für Paul Kalkbrenner. Die ersten drei Bände „Wut“, „Gier“ und „Trieb“ sind unter dem Pseudonym Martin Krist leider nur als e-Book erschienen. ABER: Wie ich bei meinen Recherchen festgestellt habe, sind diese drei Bände vor einigen Jahren unter dem richtigen Namen des Autors, Marcel Feige, erschienen.
In gedruckter Form sind von Martin Krist bisher noch zwei weitere Bücher erschienen, „Die Mädchenwiese“ und „Drecksspiel“.
Zum Inhalt (laut Buchrückseite):
Ein verschwundenes Mädchen.
Eine verzweifelte Mutter.
Eine grauenhafte Entdeckung.
In Berlin wird Hauptkommissar Paul Kalkbrenner zu einem Tatort gerufen. Auf einem Fabrikgelände wurde der verstümmelte Leichnam einer jungen Frau entdeckt. Unweit davon befinden sich stinkende Kloakebecken. Fassungslos müssen Kalkbrenner und seine Kollegin Sera Muth zusehen, wie eine Leiche nach der anderen aus den Gruben geholt wird. Ist unter ihnen auch die verschwundene Merle, die von ihrer Pflegemutter Juliane Kluge verzweifelt gesucht wird?
Der erste Satz: Markus kann weder sehen und hören, noch spürt er Schmerzen.
Meine Meinung:
Wenn man wie ich „Drecksspiel“ gelesen hat, wird einem der Stil des Autors bekannt vorkommen. Dazu zählt vor allem, die Verstrickung verschiedener Erzählstränge. In diesem Fall gibt es 4 Erzählstränge, die dem Leser einiges an Konzentration abverlangen:
1.) Da wäre zum einen das Verschwinden der jungen Merle, die als Pflegekind bei Juliane Kluge und deren Partnerin Yvonne lebt, die noch zwei weitere Pflegekinder, Toby und Elsa, haben. Während sich Yvonne recht schnell mit der Situation abfindet und auch die Polizei Juliane keine großen Hoffnungen macht, da Merle bereits früher öfters abgehauen ist, hält Juliane eisern an dem Glauben fest, ihrer geliebten Pflegetochter sei etwas zugestoßen und beginnt, auf eigene Faust nach Spuren ihres Verbleibs zu suchen.
2.) Zum zweiten lernen wir Kommissar Paul Kalkbrenner und seine Kollegin Sera Muth kennen, die zunächst an einen Tatort gerufen werden, an dem sich ein Mann erhängt hat. Schon bald wartet der nächste Fall auf die beiden, denn auf einem verlassenen Fabrikgelände wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt, die durch einen Schuss ums Leben kam. Im Zuge der Spurensicherung werden in den Kloakebecken weitere elf verstümmelte Kinderleichen gefunden. Kalkbrenner und sein Team sind fassungslos angesichts dieses grausamen Fundes.
3.) Dann verfolgen wir auch noch die Geschichte von Anezka, die von zwei Männern, Pjtor und Leonid, malträtiert und in einen Kofferraum gesperrt wird. Bevor sie Anezka etwas antun können werden sie von zwei Passanten überrascht und schließlich gelingt Anzeka zusammen mit Kevin (einem der beiden Passanten) die Flucht.
4.) Zuletzt gibt es noch Markus Kühn, der in dubiose Machenschaften verstrickt ist. Schnell stellt sich heraus, dass er im Drogenmilieu unterwegs ist und Meth über die tschechische Grenze schmuggelt. Markus ist ein sehr undurchsichtiger Charakter, da er augenscheinlich etwas zu verbergen hat.
Die Verstrickung der Geschichten fand ich wieder sehr gelungen, auch den Schreibstil des Autors mag ich sehr gerne. Es gibt einige blutige Stellen und alleine die Kinderleichen machen dieses Buch schon zu hartem Tobak. Dazu kommen Themen wie Drogen- und Menschenhandel und den damit oft verbundenen Kindesmissbrauch. Wer sich also solche Themen lieber ersparen möchte, sollte lieber nicht zu diesem Buch greifen. Ich persönlich finde die Themenwahl gut, da Krist damit auf reale Probleme hinweist.
Auch muss ich den Autor insofern loben, als dass dieser doch sehr umfangreiche Thriller so gut wie keine Längen aufweist. Ich habe bei so dicken Büchern immer Angst, dass sich der Autor in ausufernde Beschreibungen etc. verstrickt, dies ist hier allerdings nicht der Fall. Die Spannung wird durch die häufigen Perspektivenwechsel aufrecht erhalten und gipfelt in einem äußerst spannenden Showdown.
Was mich ein klein wenig irritiert hat, war, dass das Geschehen zwar immer abwechselnd aus der Perspektive der beteiligten Personen erzählt wird, dass dabei aber lediglich Juliane, die besorgte Mutter, als Ich-Erzählerin fungiert, womit sie sich eigentlich als wichtigste Person hervortut. Ich hätte eher erwartet, dass diese Position dem vermeintlichen Protagonisten Kommissar Kalkbrenner vorbehalten ist. Man erfährt zwar auch einiges über Pauls Privatleben, doch hätte ich mir eher ihn als Ich-Erzähler gewünscht.
Was ich hingegen sehr gelungen fand war, dass es nicht für alle Personen ein Happy End gab, was (leider) realistischer ist. Zudem gab es am Ende einen Aha-Moment, der den Bezug zu „Drecksspiel“ herstellt. Insgesamt ein wirklich gelungener und sehr komplexer Thriller, der einen aufmerksamen Leser verlangt, im Gegenzug dazu aber spannende Lesestunden bietet!
Vielen Dank an die , die mir dieses Buch zur Verfügung gestellt haben.