
IM ÜBERBLICK:
Genre: Sachbuch
Seiten: 320 Seiten
Preis: € 19,99
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3426655344
Erschienen am: 3. Februar 2014
Zum Buch:
Dies ist mittlerweile das sechste Buch, das Waris Dirie geschrieben hat. Mit ihrer Autobiographie Wüstenblume und der gleichnamigen Verfilmung machte sie weltweit auf die weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) aufmerksam, gegen die sie auch mithilfe der von ihr gegründeten Desert Flower Foundation kämpft. Ebendiese Organisation unterstützt – und beschützt – auch die kleine Safa, die im Film Waris in der Beschneidungsszene spielt und um die es in diesem Buch geht. Das Cover zeigt Safa im Jahre 2008, als sie für die Rolle ausgesucht wurde.
Zum Inhalt (laut Buchrückseite):
„Mein Schicksal darf sich nicht wiederholen, darum habe ich Safa gerettet.“ Waris Dirie
Die kleine Safa stammt aus einer bitterarmen Familie in Dschibuti. Aufgewachsen in einem Slum, wird sie für die Rolle der kleinen Waris Dirie in der Verfilmung des Weltbestsellers Wüstenblume ausgewählt. Die dramatische Szene, in der das kleine Mädchen gewaltsam beschnitten wird, bringt die Menschen in den Kinos weltweit zum Weinen. Doch in Wirklichkeit ist Safa noch unversehrt. Umso entsetzter ist Waris Dirie, als sie erfährt, dass ihre Verstümmelung unmittelbar bevorsteht. Und sie setzt alles daran, um das Mädchen vor diesem grausamen Schicksal zu bewahren.
Der erste Satz: Liebe Waris Dirie, kannst du dich noch an mich erinnern?
Meine Meinung:
Im Januar 2013 bekommt Waris Dirie einen Brief von Safa, ihrem Patenkind, der kleinen Wüstenblume, die ihr davon berichtet, dass sie in der Schule von den anderen Kindern beschimpft und als unrein bezeichnet wird, da sie entgegen der Tradition nicht beschnitten ist. Sie selbst ist froh, gesund zu sein, aber sie ist traurig, dass die anderen Kinder sie nicht akzeptieren und auch ihre Eltern scheinen dem gesellschaftlichen Druck nicht länger standhalten zu können. Waris ist erschrocken als sie davon erfährt, dass der kleinen Safa nun möglicherweise doch noch die Beschneidung droht, die sie und ihre Organisation bisher verhindert haben. Als Safa nämlich für die Rolle der jungen Waris ausgesucht wurde, haben ihre Eltern einen Vertrag unterschrieben, dass sie ihre kleine Tochter nicht beschneiden lassen werden. Im Gegenzug hat sich die Desert Flower Foundation dazu verpflichtet, der Familie finanziell unter die Arme zu greifen. So bekommt die Familie regelmäßig Lebensmittel und Safa kann durch die Unterstützung der Organisation die Schule besuchen. Dieser Vertrag ist nur so lange gültig, wie die Familie durch regelmäßige Kontrollen beim Arzt nachweisen kann, dass Safa nicht beschnitten wurde.
Waris macht sich umgehend auf den Weg nach Dschibuti, um sich selbst von der Unversehrtheit ihres Patenkindes zu überzeugen und nochmals mit den Eltern zu sprechen. Dabei muss sie feststellen, dass der Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung nur langsam voranschreitet. Doch sie trifft auch auf die junge Inab, die selbst schon die Qualen der Genitalverstümmelung über sich ergehen lassen musste, die aber auch ihre beiden Schwestern vor diesem Schicksal beschützt hat. Die 19-Jährige kennt die unvorstellbaren Qualen, die mit FGM einhergehen und will sich tatkräftig für die Mädchen in Afrika einsetzen.
So beschließt Waris Inab, Safa und deren Vater mit nach Europa zu nehmen, um sie nach einem Abstecher in Paris im Desert-Flower-Büro in Wien zu schulen. Dort lernen die drei viel über die verschiedenen Arten von FGM und wie gesundheitsgefährdend und lebensbedrohlich diese Verstümmelungen für junge Mädchen und auch besonders für schwangere Frauen bei der Geburt ihres Kindes sind. Meist werden die Beschneidungen mit dreckigen Rasierklingen, Scheren oder anderen gruseligen Hilfsmitteln durchgeführt, um die Wunden anschließend halbherzig mit Dornen zu vernähen – das alles selbstverständlich ohne Betäubung. Die Mädchen, die nicht gleich nach dem Eingriff verbluten, leiden höllische Qualen und viele sterben bei der Geburt ihres Kindes, da dies durch die winzige Öffnung, die von den Beschneiderinnen übrig gelassen wird nicht hindurchpassen. Mindestens 150 Millionen Frauen sind weltweit von FGM betroffen – und das nicht nur in Afrika: auch in Europa leben 500 000 verstümmelte Frauen. Das Problem ist auch, dass viele sich der enormen Gefahren gar nicht bewusst sind und darüberhinaus noch davon überzeugt sind, dass die Beschneidung vom Koran vorgeschrieben wird, was absolut nicht der Fall ist. Dieser Wahnsinn muss aufhören!
Heute kämpft Inab als Aktivistin für die Desert Flower Organisation, hält Vorträge und klärt ihre Leidensgenossinnen über Operationsmöglichkeiten auf. Sie war auch die erste Patientin, die im Desert Flower Center in Berlin einer Rückoperation unterzogen wurde. Sie selbst bezeichnet diesen Tag als den schönsten Tag ihres Lebens.
„Safa – Die Rettung der kleinen Wüstenblume“ ist ein unheimlich emotionales Buch. Immer wieder gibt es Grund zur Sorge um Safas Wohlergehen, immer wieder wird Waris in ihre eigene Vergangenheit zurückversetzt, als sie selbst Opfer dieser Gräueltat wurde. Doch es gibt auch sehr viele Schmunzelmomente in diesem Buch, beispielsweise als Safa das erste Mal einen Aufzug benutzt. Momente der Angst, der Erleichterung, der puren Freude, der Rückschläge aber auch der Erfolge und der Hoffnung. Waris Dirie ist eine unglaublich starke und mutige Frau, die ihr Innerstes an die Öffentlichkeit getragen hat, um anderen zu helfen, Mädchen wie Safa zu beschützen und endlich ein Umdenken in ihrem Heimatkontinent und der ganzen Welt herbeizuführen . Ich bewundere auch die junge Inab, die mit einer solchen Unnachgiebigkeit ihre Schwestern beschützt und die kleine Safa, die in ihrem zarten Alter schon Pläne schmiedet, wie sie in der Zukunft anderen Mädchen helfen kann.
Das Buch beinhaltet auch einige wunderschöne Fotos von Safa, die wirklich ein bildhübsches und unglaublich süßes Mädchen ist, ihrer Familie, aber auch von den anderen Darstellern des Films, Waris‘ Mitarbeitern der Desert Flower Foundation etc.
Nachdem ich dieses Buch gelesen hatte, habe ich auch die Verfilmung von Waris Diries Autobiografie Wüstenblume gesehen, in der Safa die kleine Waris in der Beschneidungsszene spielt. Ja, diese Szene ist grauenhaft, ja, ich habe geweint (und das nicht nur bei dieser Szene) ABER ich finde es wichtig und richtig, dass Waris darauf bestanden hat, dass diese Schlüsselszene in dem Film auf jeden Fall gezeigt wird und ihre Lebensgeschichte nicht als Vorzeige-Aschenputtelstory dargestellt wird. Der Film ist wirklich sehr sehenswert und hat trotz der grausamen Thematik unglaublich viel Witz und Charme.
„Meine neue Mission ist es, jedes Jahr mindestens eintausend Mädchen wie die kleine Safa mit Patenschafts-Verträgen vor weiblicher Genitalverstümmelung zu retten!“ Waris Dirie
Wer ihr dabei helfen möchte, ihre Mission zu erfüllen, kann die Patenschaft für eine (oder mehrere) kleine Wüstenblume(n) übernehmen und mit einem Betrag von 30€ im Monat ein Mädchen vor der Verstümmelung retten. Die Familien der Mädchen unterschreiben dann ebenfalls einen Vertrag, der die Unversehrtheit des Kindes garantiert, was natürlich regelmäßig von einem Arzt bestätigt wird. Noch dazu ist eine weitere Bedingung, dass die Eltern die Kinder in die Schule schicken, wobei sämtliche Kosten (Schulbücher, Hefte, Fahrtkosten, etc.) von der Organisation übernommen werden. Spenden sind natürlich auch immer gerne gesehen, da beispielsweise auch die wiederherstellenden Operationen von Spendengeldern finanziert werden.
Weiter Informationen gibt es auf der Homepage der Desert Flower Foundation: http://www.desertflowerfoundation.org/de/
Waris Diries Blog: http://warisdirie.wordpress.com/
Mein herzlicher Dank gilt dem
Verlag, der mir dieses Buch zur Verfügung gestellt hat!
Meine Bewertung: 



